Bewohnertreffen nach ‚Aschaffenburg‘
Bei den regelmäßigen Versammlungen von Bewohnern und Betreuerinnen geht es für gewöhnlich um alltägliche Dinge– typische WG-Themen eben. Außerplanmäßig und spontan kam man einen Tag nach der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg zusammen, um über die Ereignisse und die damit verbundenen Gefühle zu sprechen.
Wichtig war zu klären, was eigentlich passiert ist und was man über den Täter weiß. Gerüchte und Halbwissen hatten bei manchen der jungen Männer bereits für Unsicherheit gesorgt. Wieder ein Anschlag, wieder ein Flüchtling, wieder Tote und dieses Mal noch kleine Kinder, machten alle Bewohner zutiefst betroffen und traurig. Sie waren fassungslos, fragten wie ein Mensch zu so etwas fähig sein könne und verurteilten diese Tat als abscheuliches Verbrechen.
Mit der Trauer mischte sich Angst mit diesen Gewalttätern in einen Topf geworfen und kollektiv verurteilt zu werden. Unbedachte, manchmal rassistische Bemerkungen hatten alle von ihnen schon selbst erlebt. Die Angst der Deutschen vor gewalttätigen Flüchtlingen und die Angst der Flüchtlinge vor gewaltsamen Übergriffen führt zu einer Spirale des Misstrauens und der Furcht.
Deshalb ist es uns wichtig auch über solch emotionale Themen mit den Jugendlichen zu sprechen. Wichtige Pfeiler der Präventions- und Integrationsarbeit ist es die eigenen Gefühle und die Gefühle der anderen zu sehen und zu verstehen.